IT-Fachkräftemangel – zehn Tipps für konfliktfreies Offshoring

PM-Ersteller

Statt im Inland händeringend nach IT-Fachkräften zu suchen, beschäftigen immer mehr Unternehmen Freelancer aus dem Ausland. Das allerdings birgt Konfliktpotenzial.

BildGescher, 21. Februar 2022. In Deutschland fehlen 96.000 IT-Experten, zeigt eine Analyse des Branchenverbands Bitkom. Die Corona-Pandemie und der darauf folgende Digitalisierungs-Boom in Deutschland hat diesen Trend noch weiter verschärft. Fast zwei Drittel der Unternehmen konstatierten für Ende 2021 einen Mangel an IT-Fachkräften. Ebenso viele erwarten, dass sich der IT-Fachkräftemangel in Zukunft weiter verschärfen wird. 

IT-Outsourcing kann helfen, eigene Personallücken in der IT zu füllen. Immer mehr Unternehmen halten dabei nicht nur nach Freelancern in Deutschland Ausschau, sondern rekrutieren ihre Programmierer gezielt in Ländern wie Litauen, Indien, Thailand, Vietnam oder Kambodscha. Doch das sogenannte Off- oder Nearshoring birgt auch Risiken. Und nicht immer hält die Zusammenarbeit, was im Vorgespräch vereinbart wurde.

Die E-Commerce-Agentur SHOPMACHER aus dem westfälischen Gescher hat in den vergangenen Jahren viel Erfahrung mit Offshoring gesammelt. Seit dem Jahr 2016 betreibt das Unternehmen über NFQ.asia erfolgreich Niederlassungen in Vietnam, die erste in Ho Chi Minh City, die zweite in Da Nang. Die insgesamt rund 20 Mitarbeiter entwickeln im Auftrag der SHOPMACHER unter anderem Projekte für Shopware, commercetools und Frontastic. SHOPMACHER-Geschäftsführer André Roitzsch hat zehn Tipps für ein gutes Miteinander zwischen deutschen Teams und Remote-Partnern im Ausland zusammengestellt. 

1. Outgesourcte Entwickler sind fester Bestandteil des Teams

Die räumliche Entfernung zwischen dem Auftraggeber in Deutschland und dem outgesourcten Entwickler in Vietnam mag groß sein, trotzdem ist er Teil des Teams. Es ist wichtig, die Menschen richtig in die bestehende Mannschaft zu integrieren, ihre Namen und ihre Eigenheiten zu kennen und auch offen gegenüber ihrer Kultur zu sein. In Zukunft wird dann nicht mehr nur Weihnachten gefeiert, sondern eben auch Chinese New Year – gemeinsam und virtuell!

2. Am Anfang ist weniger mehr

Damit ein Off- oder Nearshoring-Projekt erfolgreich wird, brauchen Unternehmen am Anfang nur wenige, dafür aber sehr gute Mitarbeiter, beispielsweise einen exzellenten (Projekt-)Manager und einen sehr erfahrenen Entwickler vor Ort, auf deren Urteilsvermögen sich ein Unternehmen verlassen muss. Wenn das klappt, kann man die Mannschaft mit weiteren Entwicklern skalieren.

3. Die deutsche Zentrale braucht ein Offshoring-Team

Auch auf deutscher Seite sollten zwei operative Top-Leute mit der „Mission Offshoring“ betraut werden. Zum Beispiel stehen ein Techniker und Berater in Deutschland ihren zwei Pendants am Offshoring-Standort gegenüber.  Als eingeschworene Gemeinschaft bauen Sie dann die Mission Offshoring aus.

4. Remote ist toll, Präsenz bleibt wichtig

Damit sich Teamspirit entwickelt, ist es wichtig, regelmäßig, das heißt mindestens drei bis vier Mal pro Jahr, an den Offshoring-Standort zu reisen und das Team näher kennenzulernen. Umgekehrt sollten aber auch Keyplayer aus dem Ausland zum Arbeiten nach Deutschland eingeladen werden – am Anfang eher mehr als weniger. So werden sich die Teams vertraut und Berührungsängste werden abgebaut. 

5. Englisch wird zur Amtssprache

Um eine Zwei-Klassen-Gesellschaft zu vermeiden, sollte die komplette Kommunikation konsequent auf Englisch umgestellt werden. So wird sichergestellt, dass die Offshoring-Kollegen nicht nur ausgewählte Informationen erhalten, sondern am kompletten Informationsfluss teilhaben können.

6. Nicht alle Technologien eignen sich für Offshoring

Nicht alle Shopsysteme, die in Deutschland populär sind, eignen sich zum Offshoring. Besser ist es, mit gekapselten Aufgaben in Webtechnologien zu starten, die international Standard sind, zum Beispiel API-driven oder mit Plug-Ins und Konnektoren. 

7. Die Kultur macht den Unterschied

Viele Offshoring-Projekte stolpern über kulturelle Besonderheiten. Wo der deutsche Entwickler schnell mal „geht nicht“ sagt, sagt der Remote-Entwickler tendenziell eher „kein Problem“. Dass beide Aussagen gleichermaßen zu hinterfragen sein können, sollte man wissen. Insbesondere, wenn sich die Offshoring-Mitarbeiter eher als Dienstleister für einen Kunden sehen und nicht als Mitarbeiter eines Arbeitgebers, müssen die Kollegen dort zum kritischen Hinterfragen ermutigt werden.

8. Vorteile in vermeintlichen Nachteilen sehen 

Die Zeitverschiebung mit Fernost bringt den vermeintlichen Nachteil mit sich, dass gemeinsame Kommunikationszeit auf den Vormittag begrenzt ist. Es ermöglicht aber auch die durchaus sinnvolle Trennung von konzentrierten Kommunikationszeiten und konzentrierter Stillarbeit an beiden Standorten. Darüber hinaus kann den Kunden gegenüber ein 24/7-Service zu 80 Prozent mit Bürozeiten abgedeckt werden.

9. Intercontinentale Teams statt Standort-Teams

Das Wir-Gefühl fördert auch, wenn es nicht „die“ aus dem Ausland und „uns“ in Deutschland gibt. Deswegen empfiehlt es sich, die Teams nicht zu trennen, sondern vielmehr gezielt zu mischen. Im Idealfall setzen sich die intercontinentalen Teams immer aus mindestens je zwei Personen aus dem Heimatmarkt und zwei Personen im Ausland zusammen, damit diese sich im Bedarfsfall auch mal schnell untereinander austauschen können. Ohne den ernsthaften Willen, das Unternehmen so umzustrukturieren, und den Teams Zeit zu geben, ihre Kultur und Mindesets kennen- und akzeptieren zu lernen, wird Outsourcing nicht funktionieren.

10. Nicht in Geld, sondern in Verfügbarkeiten denken

Viele Unternehmen interessieren sich für Offshoring, weil sie glauben, dadurch Entwicklerkosten sparen zu können. Das allerdings ist ein Irrglaube. In Litauen beispielsweise ist das Lohnniveau aufgrund der vielen amerikanischen Unternehmen, die Projekte dorthin vergeben, oft schon höher als hierzulande. Deswegen sollten Unternehmen ihre Offshoring-Strategie mit der Einstellung angehen: Der größte Vorteil, den Offshoring bietet, sind nicht niedrigere Stundensätze, sondern verfügbare Entwickler.

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Shopmacher hat sich seit der Gründung 2005 zu Deutschlands führender Spezialagentur für die KPI-getriebene Weiterentwicklung von digitalen Vertriebskanälen in B2B und B2C entwickelt.

Mit kontinuierlichen, schrittweisen und messbaren Verbesserungen helfen sie Herstellern und Händlern, den schnell wechselnden Anforderungen im digitalisierten Handel gerecht zu werden. Als Teil der Engbers-Gruppe haben die 70 Mitarbeiter in Gescher und dem Entwicklerstandort Ho-Chi-Minh-Stadt nicht nur IT-, sondern auch Handelskompetenz in ihrer DNA. Die Shopmacher werden daher immer häufiger als Retter für festgefahrene E-Commerce-Projekte auf Basis von Enterprise-Lösungen wie Shopware, Oxid oder commercetools an Bord geholt.

Auf der Kundenliste stehen Unternehmen aller Branchen wie zum Beispiel gartenmöbel.de, games.com und der BVB.

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