Im Zuge der Diskussion um eine Abschaffung des Abtreibungsparagrafen werden die Töne rauer.
Der Leiter der „Psychosozialen Sprechstunde“ als ehrenamtliches Angebot in Lebenskrisen, Dennis Riehle (Konstanz), setzt sich für den Lebensschutz ein und berichtet von einer stark wachsenden Polarisierung, die auch unter die Gürtellinie geht: „Da wird gefordert, dass Männer nicht in der Debatte mitreden dürfen, weil sie ja auch nicht schwanger werden könnten!“, schildert der Sozialberater Reaktionen auf sein Engagement. „Dann müsste man zugespitzt schlussfolgern, dass sich Frauen auch nicht an Diskussionen über Fußball, Bundeswehr oder Hodenkrebs beteiligen können. Eine komische Logik, insbesondere unter dem Aspekt, dass Schwangerschaft immer durch zwei Menschen zustande kommt und eine Abtreibung sicherlich nicht nur eine Privatsache, sondern eine überaus gesamtgesellschaftliche Angelegenheit ist“, meint der 37-jährige Psychologische Berater, der schon Dutzende Frauen nach einem Abort begleitet hat und daher auch sehr gut weiß, dass es zu kurz gegriffen sei, Menschen nach einem solchen Eingriff allein zu lassen und die Abtreibung als ausschließlich persönliche Angelegenheit anzusehen, mit der man selbst zurechtkomme: „Viele Paare erleben in den ersten Monaten nach der Abtreibung erst einmal keine mentalen Probleme. Dennoch bleibt sie als Verlust verankert und wabert als Nebel durch die eigene Seele, um jederzeit durchbrechen und die Betroffenen in tiefe Schamgefühle versetzen zu können. Man kann einen Schwangerschaftsabbruch nicht einfach wegwischen und so tun, als wäre nichts geschehen. Immerhin bahnt sich die Emotion der Schuld ihren Weg erst nach Jahren an die Oberfläche und lässt keine Frau kalt, auch wenn viele von ihnen angeben, sie hätten keine Nöte damit“, führt der Coach hierzu aus.
Riehle ist auch in Seelsorge weitergebildet und beschreibt die Abstumpfung nach der Abtreibung als eine Art von Schockstarre und Schutzpanzer der Frauen, die den Eingriff verdrängen: „Nicht selten sitzen mir Menschen gegenüber, die schon das dritte oder vierte Mal eine Schwangerschaft abgebrochen haben und weiterhin behaupten, all das mache nichts mit ihrer Psyche oder dem Körper. Schlussendlich zeigen uns Studienergebnisse und praktische Erfahrungen aus der Beratungstätigkeit, dass sich diese oftmals auch durch eine hormonelle Situation zu begreifende, latente Depression in einer Abwehrhaltung präsentiert. Und auch wenn sich Frauen heute auf ihre Selbstbestimmung berufen, wissen sie zugleich doch, dass die Abtreibung auch das Recht auf Leben eines Ungeborenen tangiert und Absaugen und Abschaben niemals zur Normalität wird“. Riehle unterstreicht, dass er moralischen Druck auf Schwangere, welche mit einer Abtreibung liebäugeln, vollkommen ablehnt und eher darauf verweist, Aufklärung zu betreiben: „Mann und Frau ist es wohl durchaus zuzumuten, sich vor dem Geschlechtsverkehr über Familienplanung zu verständigen. Wenn es ein ,One-Night-Stand‘ oder ein Seitensprung bleiben soll, gibt es bei uns alle Möglichkeiten der Verhütung. Diese Zeit muss bleiben, sich vorab Gedanken darüber zu machen und gemeinsam zu entscheiden, ob aktuell ein Kind gewünscht ist. Man darf sich eben nicht auf den Standpunkt zurückziehen, ungeschützten Spaß zu haben, weil man im Anschluss bedarfsweise abtreiben kann. Uns obliegt eine ethische Verantwortung und sie umfasst die Pflicht, Sexualität nicht als bloßes Vergnügen zu sehen. Mit dem Leben spielt man nicht, weshalb ich es wichtig empfinde, weiterhin § 218 im Strafgesetzbuch zu belassen, um ein klares Signal zu senden, dass Abtreibung keine Gewöhnlichkeit ist“, so Riehle.
Die Psychosoziale Sprechstunde ist bundesweit kostenlos unter www.beratung-riehle.de erreichbar.
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Ehrenamtliches Büro für Öffentlichkeitsarbeit – Dennis Riehle
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