Stefan Kühn: Die neue Aktienkultur in Deutschland

PM-Ersteller

Das Volumen der von Privatanlegern gehaltenen Investmentfonds hat in Deutschland einen Rekordwert erreicht und erstmals die Marke von einer Billion Euro überschritten.

BildLange Zeit hielten sich die Sparer in Deutschland von Investmentfonds fern, während diese in anderen Ländern, insbesondere in den USA, einen erheblichen Beitrag zum Vermögensaufbau leisten. Der Wirtschaftswissenschaftler und Finanzexperte Stefan Kühn kommentiert diese Entwicklung und beleuchtet die verschiedenen Facetten der deutschen Aktienkultur.

Entwicklung des Fondsmarktes in Deutschland
Rekordniveau erreicht

Im März dieses Jahres wurde nach einer Analyse des Online-Brokers XTB und des Datenspezialisten Barkow Consulting die Billionen-Grenze beim Volumen der von Privatanlegern gehaltenen Investmentfonds überschritten. Kühn kommentiert:

Dieser Meilenstein ist ein deutliches Zeichen für das wachsende Vertrauen der deutschen Sparer in Investmentfonds. Das ist eine positive Entwicklung, die die Vermögensbildung in Deutschland nachhaltig stärken kann.

Diese Entwicklung spiegelt die steigende Akzeptanz von Investmentfonds als Instrument der Vermögensbildung wider und zeigt, dass die Bereitschaft der deutschen Anleger, sich an den Kapitalmärkten zu engagieren, zunimmt.

Beliebte Fonds und ETFs

Bei der Nachfrage nach Fonds und ETFs standen einige Klassiker im Vordergrund, darunter ETFs auf den MSCI World, den MSCI ACWI IMI und den FTSE All World. Aber auch spezialisierte Branchen- und Themenfonds erfreuten sich großer Beliebtheit. Kühn erklärt:

Die Anleger informieren sich sehr genau und gehen damit auch weg von der ,naiven‘ Diversifikation. Hier zeigt sich eine zunehmende Reife und ein besseres Verständnis für die Funktionsweise der Kapitalmärkte.

Besonders hervorzuheben ist der Amundi MSCI Semiconductors ESG Screened, der in den letzten zwölf Monaten um 89% zugelegt hat. Dieser Fonds enthält die weltweit größten Halbleiteraktien, die zusätzlich auf Nachhaltigkeit geprüft wurden, darunter Nvidia, TSMC und Broadcom.

Technologischer Wandel als Treiber des Preisanstiegs
Halbleiter & Künstliche Intelligenz

Ein weiterer beliebter Fonds ist der Xtrackers Artificial Intelligence & Big Data, der Pioniere der künstlichen Intelligenz (KI) und Big-Data-Spezialisten wie Nvidia, Alphabet und Meta enthält. Der Fonds hat in den vergangenen zwölf Monaten um 44 Prozent zugelegt – 18 Prozent mehr als der MSCI World in Euro. Kühn kommentiert:

Die starke Performance dieser Fonds zeigt, wie stark der technologische Wandel den Kapitalmarkt beeinflusst. Anleger, die frühzeitig in diese Bereiche investieren, können von den Wachstumschancen profitieren.

Die Bedeutung von Technologien wie Künstliche Intelligenz und Halbleiter wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen, was sich positiv auf die entsprechenden Fonds auswirken dürfte.

Breite Indexfonds und US-Aktienmarkt

Sehr gefragt waren auch breit angelegte Indexfonds, die den US-Aktienmarkt abbilden. Der iShares Core S&P 500 schnitt mit einem Plus von 31 Prozent ebenfalls besser ab als der MSCI World. Kühn weist jedoch auf ein wesentliches Risiko hin:

Das Währungsrisiko darf nicht vernachlässigt werden. Anleger sollten sich der Währungsrisiken bewusst sein, die mit einem Investment in den US-Aktienmarkt verbunden sind.

Europäische Alternativen
Der Xtrackers Stoxx Europe 600

Wer lieber in Europa bleibt, ist auch nicht schlecht gefahren. Der Xtrackers Stoxx Europe 600, das Pendant zum S&P 500, schaffte eine ordentliche Performance von 16 Prozent. Kühn kommentiert:

Dieser Fonds ist weniger technologielastig, was ein Diversifikationsargument sein kann. Zudem sind die wichtigsten europäischen Aktien deutlich günstiger bewertet als im S&P 500 Index.

Zu den größten Werten im Stoxx Europe 600 zählen Unternehmen wie Novo Nordisk, ASML, Nestlé, AstraZeneca und Shell. Diese diversifizierte Auswahl bietet Anlegern eine gute Balance zwischen Stabilität und Wachstumspotenzial.

Dividendenanlagen

Ein gezieltes Investment in dividendenstarke Aktien bietet ebenfalls attraktive Renditen. Der VanEck Morningstar Developed Markets Dividend Leaders (WKN: A2JAHJ) erzielte über zwölf Monate einen Gesamtertrag von 19 Prozent, wozu auch eine Dividendenrendite von 4,5 Prozent beitrug. Kühn erklärt:

Dividendeninvestments sind besonders für Anleger attraktiv, die regelmäßige Erträge suchen. Die großen Positionen im Fonds wie Verizon, TotalEnergies, Altria Group, IBM und British American bieten stabile und attraktive Dividendenrenditen“.

Zur Rolle der Aktienkultur in Deutschland
Historische Vorsicht und aktuelle Trends

Traditionell waren deutsche Anleger sehr konservativ und hielten einen Großteil ihres Vermögens in Sparbüchern und Geldmarktanlagen. Kühn erklärt

Historisch gesehen waren deutsche Sparer sehr risikoscheu. Doch diese Einstellung ändert sich allmählich, wie die wachsende Beliebtheit von Investmentfonds und ETFs zeigt.“

Dieser Wandel ist notwendig, um in Zeiten niedriger Zinsen und wirtschaftlicher Unsicherheiten eine angemessene Rendite zu erzielen.

Potenzial für weitere Veränderungen

Noch immer halten deutsche Anleger 7,5 Billionen Euro in Spar- und Geldmarktkonten. Diese große Summe zeigt das Potenzial für weitere Umschichtungen in renditestärkere Anlagen. Kühn betont:

Wer langfristig erfolgreich Vermögen aufbauen will, kommt an Aktien nicht vorbei. Es ist wichtig, dass noch mehr Deutsche die Vorteile der Aktienanlage erkennen und nutzen.“

Eine stärkere Aktienkultur könnte nicht nur den individuellen Vermögensaufbau fördern, sondern auch die Gesamtwirtschaft stärken, indem sie den Unternehmen mehr Kapital zur Verfügung stellt.

Herausforderungen und Chancen für die Zukunft.
Bildung und Information

Eine der größten Herausforderungen bleibt die finanzielle Bildung und Aufklärung der Bevölkerung. Noch immer sind viele Deutsche unsicher im Umgang mit Kapitalmarktprodukten und scheuen das Risiko. Kühn erklärt:

Es bedarf einer verstärkten Bildungsinitiative, um das Verständnis und das Vertrauen in Kapitalmarktprodukte zu fördern. Finanzbildung sollte bereits in der Schule beginnen und durch Angebote des lebenslangen Lernens ergänzt werden.

Regulierung und Transparenz

Eine weitere Herausforderung ist die Regulierung und Transparenz der Finanzmärkte. Anlegerinnen und Anleger brauchen klare und verständliche Informationen, um fundierte Entscheidungen treffen zu können. Kühn betont:

Regulierung sollte darauf abzielen, die Transparenz zu erhöhen und den Anlegerschutz zu stärken, ohne die Innovationsfähigkeit der Märkte zu behindern. Ein ausgewogenes Regulierungssystem ist entscheidend für das Vertrauen der Anleger.

Technologische Innovationen

Technologische Innovationen bieten sowohl Chancen als auch Herausforderungen. Digitalisierung und neue Technologien wie Blockchain könnten den Finanzsektor revolutionieren. Kühn sieht in diesem Bereich ein großes Potenzial:

Technologische Innovationen können den Zugang zu Finanzmärkten erleichtern und neue Anlagemöglichkeiten schaffen. Es ist wichtig, dass Investoren diese Entwicklungen verstehen und nutzen.

Fazit

Die Aktienkultur in Deutschland ist im Wandel. Die zunehmende Akzeptanz von Investmentfonds und ETFs zeigt, dass deutsche Anleger die Vorteile von Kapitalmarktinvestitionen zu erkennen beginnen. Als erfahrener Ökonom und Finanzexperte unterstreicht Stefan Kühn die Bedeutung dieser Entwicklung für den langfristigen Vermögensaufbau und betont die Notwendigkeit weiterer Veränderungen in der deutschen Investmentkultur.

Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Trends in den nächsten Jahren entwickeln werden. Eine verstärkte Finanzbildung, ein ausgewogenes Regulierungssystem und die Nutzung technologischer Innovationen könnten dazu beitragen, dass immer mehr Deutsche die Chancen des Kapitalmarktes nutzen und damit nicht nur ihren individuellen Wohlstand steigern, sondern auch zur Stärkung der Gesamtwirtschaft beitragen. In Zeiten niedriger Zinsen und wirtschaftlicher Unsicherheiten bleibt die Anlage in Aktien und andere Kapitalmarktprodukte eine der besten Möglichkeiten, langfristig Renditen zu erzielen und finanzielle Ziele zu erreichen.

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Stefan Kühn ist Betriebswirt, Ökonom und Autor; er befasst sich seit einigen Jahren mit den volkswirtschaftlichen Veränderungen und der Interdependenz der Märkte sowie der politischen Einflussnahme in Bezug auf Unternehmen, Gesellschaft und den Geldmarkt. In seinem Buch „Einmal Theorie und Praxis der Finanzmärkte und zurück!“ führen Sie erfahrene Autoren durch das komplexe Geflecht von Fiskal- und Geldpolitik, Aktienmärkten, Klimaneutralität und der aufstrebenden Weltmacht China. Dabei betrachtet er nicht allein rein wissenschaftliche Methoden, sondern bezieht seine Erkenntnisse aus seiner langjährigen Tätigkeit als Unternehmer, ehemaliger Vorstand und Consultant des Managements überwiegend börsennotierter Unternehmen.

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